6. Politische Unterstützung Lobbyarbeit

z Digitalizaciski koncept
Wersija wot 24. nowembra 2022, 09:40 wužiwarja Daniel Zoba (diskusija | přinoški) (→‎Open-Source-Projekte)

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Einleitung

Dieser Themenbereich beinhaltet die Lobbyarbeit vor allem mit Politik und Wirtschaft, insb. Technologiekonzernen wie Microsoft und Google, um die sorbischen Sprachen in Politik, Wirtschaft und Technik bekannt zu machen und dadurch die Integration in aktuelle Technologien voranzutreiben und bei zukünftigen technologischen Entwicklungen berücksichtigt zu werden.

Visionen und Ziel

Vision 2025

„Sorben als Volk sowie die sorbischen Sprachen und ihre Interessen hinsichtlich der Digitalisierung sind in Politik und Wirtschaft bekannt und werden von deren Vertretern berücksichtigt und unterstützt.“

Konkrete Vision 2022

„Sorben als Volk sowie die sorbischen Sprachen und ihre Interessen hinsichtlich der Digitalisierung sind den wichtigsten Partnern in der Wirtschaft bekannt und werden von diesen berücksichtigt und unterstützt.“

Konkretes Ziel

Vertreter der Sorben haben konkrete Ansprechpartner bei Microsoft-Deutschland und Google-Deutschland. Die Ansprechpartner der Unternehmen sind kontaktiert, ihnen sind die Belange der Sorben bekannt.

Lobbyarbeit und Stakeholder-Arbeit

Lobbying bezeichnet klassischerweise den Einfluss von Unternehmen, Vereinen oder Verbänden auf den politischen Entscheidungsprozess in Form von persönlichen Gesprächen, Briefen, Eingaben und dergleichen.

Möchte ein Nutzer einen Einfluss auf ein Unternehmen ausüben, ist der Begriff des „Stakeholders“ (Interessensgruppe) der passende, welcher die Beziehung des Anbieters und des Betroffenen (Nutzers) abbildet. Zu Stakeholdern können auch all diejenigen Gruppen gezählt werden, die vom Unternehmensverhalten direkt oder indirekt betroffen sind, ohne einen Einfluss auf seinen ökonomischen Erfolg zu haben.[1] Ein Stakeholder kann auf jedem erdenklichen formellen oder informalen Weg mit dem Unternehmen in Kontakt treten.

Die Einflussnahme im Lobbying ist im Vergleich zum Durchsetzen der Interessen von Stakeholdern gegenüber Unternehmen sehr einfach durchzuführen. Lobbying charakterisiert den Einfluss auf die politische Willensbildung. Der politisch-demokratische Entscheidungsprozess schließt die Berücksichtigung betroffener Stimmen explizit mit ein.

Hingegen haben Gruppen wie nationale Minderheiten oder Einzelpersonen auf privatwirtschaftliche Unternehmen grundsätzlich keinen Gestaltungsanspruch. Nur über einen freiwilligen Dialog oder über öffentlichkeitswirksamen oder wirtschaftlichen Druck – positiven oder negativen – lässt sich ein Unternehmen durch die Öffentlichkeit in eine bestimmte Richtung lenken.

Beispiele hierfür sind sog. Nichtregierungsorganisation (NGOs), welche regelmäßig mit Boykott­aufrufen gegen Unternehmen Aufmerksamkeit erregen. Oder aber das „labeln“ bestimmter Produkte oder Dienstleistungen durch Vereine, die damit eine Bewertung für nach ihnen relevante Kriterien durchführen (Ökotest, Stiftung Warentest, Umweltsiegel).

Was die Arbeit von Lobbying und von Stakeholdern jedoch ähnlich macht, ist – abgesehen von der vorhandenen Kooperationswilligkeit – dass die Kommunikationsmethoden sich nicht zwangsläufig unterscheiden müssen, will man mit dem Unternehmen ein gutes, wohlwollendes Verhältnis erreichen. Briefe schreiben, persönliche Gespräche, Konsultationen, Konferenzen und öffentliche Veranstaltungen sind die Hauptkanäle, um Unternehmen auf die Belange der Stakeholder aufmerksam zu machen. In dringlichen Angelegenheiten ist ein telefonischer direkter Draht zum Unternehmen unabdingbar. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn ein Unternehmen ein Projekt umsetzt, bei dem Stakeholder unmittelbar betroffen sind (z. B. der Neubau einer Straße) und man mit diesen in Kontakt stehen sollte bzw. muss, um den Informationsfluss in beide Richtungen schnell zu gewährleisten, um förderlich auf das Projekt einzuwirken.

Ideen zur Kontaktaufnahme mit Technologie-Konzernen

Kontakt über den Kundensupport

Technologie-Unternehmen stellen sich generell als sehr offen gegenüber Nutzer-Input dar, denn sie leben davon, das Nutzerverhalten zu einem Nutzervergnügen zu gestalten. Daher ist davon auszugehen, dass diese Unternehmen definitiv die Anfragen von nationalen Minderheiten bezüglich ihrer Sprachwünsche ernst nehmen.

Konkret könnte bspw. eine sorbischsprachige Facebook-Seite, die bereits einen entsprechenden Werbeumsatz generiert hat (Facebook for business) die Plattform Facebook um Unterstützung ersuchen, um eine Menüführung in ihrer Sprache zu bekommen.

Offizieller Kontakt durch Organisationen bzw. offizielle Vertreter

Allgemein kann eine Kontaktanbahnung zu einem der Konzerne über deren Deutschland-Büros erfolgen. Idealerweise startet die Anfrage von Seiten einer sorbischen Organisation, z. B. der Stiftung für das sorbische Volk oder dem Domowina e. V. Diese stellt in einem Brief oder ggf. einer E-Mail das Anliegen der Sorben dar und bittet um konstruktive Kontaktaufnahme und konkrete Unterstützung.

Es wird auf die Mühseligkeit des Unterfangens hingewiesen, es ist voraussichtlich zeitintensiv und kann sehr lange dauern, bis sich konkrete Gespräche ergeben. Langfristig lohnt es sich jedoch, einen Kontakt zum Unternehmen aufzubauen, um wiederkehrende und neue Themen zu begleiten.

Eine kurze Recherche nach konkreten öffentlich zugänglichen Kontaktdaten und Kommunikations­wegen zu Unternehmen wie Microsoft, Google, Apple, Facebook und Amazon blieb nahezu ergebnislos. Verständlicherweise stehen auf den öffentlichen Webseiten die Themen der Geschäftsabwicklung und Anbahnung im Vordergrund, und diese sind bereits sehr vielschichtig.

Kontakt über bestehende Kontakte

Seit 2016 unterstützt Google Translate unter anderem auch die Sprache Friesisch.[2] Hier empfiehlt sich eine Kontaktaufnahme mit den entsprechenden Vertretern der Friesen, um Details über die Aufnahmen der friesischen Sprache in Google Translate zu erfahren.

Kontakt auf Fach-Ebene

Mit Google Mitarbeitern kommt man bspw. in Kontakt über die fachliche Arbeitsebene, z. B. im Support-Bereich. Eine Möglichkeit ist die Teilnahme an der Google Translate Community.[3]

Unterstützende Maßnahmen

Als sehr wertvoll wird die kontinuierliche Pflege und Vervollständigung des stetig wachsenden Unicode Common Locale Data Repository (CLDR) in Ober- und Niedersorbisch eingeschätzt! Diese Online-Datenbank des Unicode-Konsortiums beinhaltet eine große Anzahl von lokalen Gebietsschema-Informationen in beiden sorbischen Sprachen. Auf diese Datenbank greifen alle großen Technologie-Konzerne zu, wenn sie Anwendungen in lokalen Sprachen zur Verfügung stellen wollen, vgl. Abschnitt 11.2 "Ist-Analyse internationaler Standards".

Sorbische Projekte und Kontakte zu Technologiekonzernen

In den Abschnitten 5.2.2 "Recherche aktuell meistgenutzter Applikationen" und 4.2.2 "Definition und Marktübersicht von Sprachassistenten" konnte aufgezeigt werden, welche Technologiekonzerne aktuell in welchen Bereichen führend sind und warum sich Kontakte zu diesen Unternehmen lohnen, um die sorbischen Sprachräume in deren Produkten zu erweitern. Die zusammengefassten Ergebnisse lauten:

Microsoft ist stark im Bereich Betriebssysteme und Office sowie ebenfalls stark bei den Sprach-Diensten und dem Sprachassistenzsystem Cortana.

Google ist sehr stark als Suchmaschine, stark bei Browser und Betriebssystem sowie sehr stark bei den Sprach-Diensten und den Sprachassistenzsystemen Google Assistant und Google Home sowie beim sozialen Netzwerk YouTube.

Apple ist in vielen Bereichen zumindest merklich mit vertreten und sehr stark bei den Sprach-Diensten und dem Sprachassistenzsystem Siri.

Facebook ist momentan das herausragende soziale Netzwerk, zum Facebook-Konzern gehören die momentan herausragenden sozialen Netzwerke Facebook und Instagram sowie der führende Messenger-Dienst WhatsApp.

Amazon hat mit Alexa ein sehr starkes Sprachassistenzsystem im Angebot.

Soweit bekannt, gibt es weder in Deutschland noch in Europa eine gemeinsame Strategie von nationalen Minderheiten bzgl. großer Technologiekonzerne. Jede Minderheit hat andere Interessen, Kapazitäten und Pläne mit dem Thema Digitalisierung.

Welche Kontakte und Maßnahmen es seitens der Sorben bereits zu den oben genannten Technologiekonzernen gab und noch gibt ist im Folgenden dargestellt.

Microsoft

Die längsten und intensivsten Kontakte gibt es zur Firma Microsoft. Seit 2001 steht eine Initiative von Einzelpersonen in Verbindung mit Microsoft bzgl. eines sorbischen Tastaturtreibers oder Tastaturlayouts für das Betriebssystem Microsoft Windows, beginnend mit Windows 2000 und XP, vgl. Abschnitt 5.3.2 "Übersicht von bisherigen Maßnahmen und Projekten bzgl. Schreibunterstützung".

2006: erste Gespräche mit Microsoft in der Niederlassung in Berlin, Bitte um Aufnahme von Obersorbisch und Niedersorbisch als Sprachpaket in Microsoft Office (Oberfläche und besonders Rechtschreibprüfung)

2006: erfolgt die Aufnahme beider sorbischen Sprachen (hsb, dsb) in das Betriebssystem Windows Vista als unterstützte Sprachen für Sprach- und Tastatureinstellung (auf Initiative von engagierten Einzelpersonen mit Unterstützung des damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt)

2010: erste Bereitstellung des Microsoft Community Spellcheckers, ein Tool zur Erstellung einer Rechtschreibprüfung (ohne Grammatikprüfung, Thesaurus, Silbentrennung), Unterstützung für Word 2007/2010

2011: erste Rechtschreibprüfung für Microsoft Office auf Basis des Community Spellcheckers und einer angepassten digitalen Wortliste aus ispell, der Rechtschreibprüfung für OpenOffice 2

2017: neue Version des Community Spellcheckers von Microsoft mit Unterstützung für Office 2013/2017

Parallel zur Rechtschreibprüfung und der Aufnahme der beiden sorbischen Sprachen in das Betriebssystem Windows wurde Microsoft wiederholt und von verschiedenen sorbischen Seiten kontaktiert bzgl. einer vollständigen Unterstützung der sorbischen Sprachen in Windows und Office per Language Accessory Pack (Sprachzubehörpaket, heute Language Experience Pack) – bislang erfolglos.

Seit 2011 steht die Stiftung für das sorbische Volk in Kontakt mit Microsoft Deutschland.

Ebenso pflegte die sorbische Bundestagsabgeordnete Marja Michałkowa MdB a.D. in ihrer aktiven Zeit ebenfalls Kontakte zu Microsoft in Berlin. Im Jahr 2016 besuchte sie ein Microsoft-Büro in den USA zu einem Treffen mit der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. Im Gespräch zu sorbischen Belangen, insbesondere den Language Accessory Packs, zeigte Microsoft leider kein Interesse aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit. Zukünftig kann Fr. Michałkowa unterstützen, Kontakt zu den vier Deutschland-Vertretungen der Technologie-Konzerne in Berlin aufzubauen. Sie rät hierbei zu einer langfristigen Strategie und einem regelmäßigen Kontakt, da die Vertreter vor Ort häufig wechseln würden.

Das WITAJ-Sprachzentrum steht erneut seit ca. 2018 in Kontakt mit der Firma Microsoft bezüglich einer Kooperation für den Online-Übersetzer Deutsch-Sorbisch, Sorbisch-Deutsch. Es wurde in diesem Projekt begleitet von Microsoft Deutschland und von einer Beraterin für Linguistik und Sprach-Technologie in Seattle, einer ehemaligen Microsoft-Mitarbeiterin. Die technologische Basis für das Projekt wurde vor Kurzem von Microsoft eingestellt, so dass derzeit keine Verbindungen zur Firma Microsoft bestehen.

Fazit Microsoft

Seit 2006 sind die sorbischen Sprachen in Windows integriert und es lassen sich Stand heute bereits die Tastatur, die Regionaleinstellungen (wie Datum und Uhrzeit) sowie die Sprache für Apps und Webseiten standardmäßig auf Ober- und Niedersorbisch einstellen. Seit 2011 existiert eine obersorbische Rechtschreibprüfung für die Microsoft Office Programme, außer für die modernen Cloud-Versionen, die per Browser bedient werden.

Seit 2006 wird von Microsoft die Integration von Ober- und Niedersorbisch per Language Accessory Packs gefordert, um vollständige Korrekturhilfen (Proofing Tools) für die Rechtschreibung und Grammatik für beide sorbischen Sprachen zu erhalten. Dies ist bis heute nicht erreicht.

Google

Im Jahr 2016 bemühten sich die Stiftung für das sorbische Volk, der Domowina e. V. und Marja Michałkowa MdB um den Aufbau eines Kontaktes zu Google, leider ohne Erfolg.

Eine Kontaktaufnahme des WITAJ-Sprachzentrums im Jahr 2018 zum Google LLC Standort Berlin bezüglich einer Kooperation für einen Online-Übersetzer blieb unbeantwortet. Ein Kontakt zu Google sollte weiterhin angestrebt werden, um die sorbischen Sprachen in die führenden Sprachprodukte wie Google Translate einbinden zu können.

Facebook-Konzern

Von einer Gruppe aktiver sorbischer Facebook-Nutzer wird seit mehreren Jahren die Übersetzung der Benutzeroberfläche in die sorbischen Sprachen angestrebt und für Obersorbisch seit 2019 verwirklicht, vgl. Abschnitt 5.3.2 „Übersicht von bisherigen Maßnahmen und Projekten bzgl. Schreibunterstützung“ oben.

Ausschlaggebend für die Möglichkeit der Übersetzung war das Vorhandensein einer genügend großen sorbischen Facebook-Gruppe (ca. 900 Mitglieder), so dass die Verantwortlichen im „Facebook Translation Team“ das Anliegen nach jahrelangem Bitten von engagierten Privatpersonen schließlich akzeptierten. Davor wurde über einen langen Zeitraum kontinuierlich versucht, über die von Facebook vorgesehenen Kanäle um sorbischsprachige Sprachversionen zu bitten – ohne Erfolg. In jedem Fall ist beständiges, penetrant freundliches Kontaktieren wichtig. Dafür sollte im Idealfall eine zentrale zuständige Stelle geschaffen werden.

Das Erkennen der ober- und niedersorbischen Sprachen in Texten von Beiträgen ist noch nicht umgesetzt – und kann vermutlich erst nach Vorliegen der technologischen Voraussetzungen umgesetzt werden.

Open-Source-Projekte

Bei Open-Source-Projekten ist Lobbyarbeit in geringerem Maße notwendig. Die Software dieser Projekte bietet meist die Möglichkeit, dass weitere Sprachen hinzugefügt werden können und die Anwendungen dadurch „lokalisiert“ werden. Dennoch ist oft Lobbyarbeit in Form von häufigerem, freundlichem Nachfragen nötig, um die Entwickler der Software zu überzeugen. Das zeigt die Erfahrung, z. B. bei der Integration des Obersorbischen als Karten- und Anzeigesprache in die Navigations-App „OsmAnd“.

Weitere Beispiele für lokalisierte Open-Source-Projekte sind die Mozilla-Produkte Firefox als Browser und Thunderbird als E-Mail-Client sowie LibreOffice. Diese stehen in ober- und niedersorbischen Oberflächen zur Verfügung, vgl. Abschnitt 5.3.1 „Recherche meistgenutzter Applikationen bzgl. Schreibunterstützung“.

Die freie Web-Enzyklopädie Wikipedia steht ebenfalls in ober- und niedersorbischer Version zur Verfügung, vgl. 8.3.1 „Recherche sorbischer digitaler Unterhaltungsmedien“.

Sorbische Kontakte in die Politik

Über die politische Ebene kann Einfluss auf Gesetze genommen werden, so dass die sorbischen Interessen gesetzlich verankert sind. Per Gesetz wären diese Interessen für alle sich aus den Gesetzen ergebenden Handlungen verpflichtend.

Dabei sollte neben der Unterstützung der sorbischen Sprachen in neuen Technologien auch die Verwendung dieser in offiziellen (staatlichen) Angeboten thematisiert werden, wie Webseiten, Apps und anderen Anwendungen, bspw. in den Geoportalen Sachsen und Brandenburg.

Als Beispiel für sorbische Kontakte in die Politik sei hier auf sächsischer Landesebene der Rat für sorbische Angelegenheiten des Sächsischen Landtages genannt[4]. Dieser erwirkte bspw., dass im sächsischen E-Government-Gesetz verpflichtend die sorbische Sprache genannt wird. Somit sind für alle IT-Anwendungen des Freistaates Sachsen, welche sich aus dem E-Government-Gesetz ergeben, die notwendigen Voraussetzungen zur Verwendung der sorbischen Sprache zu schaffen.[5]

Auch in Brandenburg gibt es eine entsprechende gesetzliche Verpflichtung. Das Land Brandenburg finanziert hierfür auch Personalkosten für die Umsetzung, vgl. § 10 BbgEGovG.[6]

Ähnliches ließe sich ggf. auf Bundesebene realisieren, z. B. in Gesprächen mit der Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt, Fr. Dorothee Bär.[7]

Länderebene und kommunale Ebene

Freistaat Sachsen

Der Rat für sorbische Angelegenheiten des Sächsischen Landtages wird bei allen Gesetzentwürfen und Themen, die das sorbische Volk betreffen, vom Parlament und der Staatsregierung gehört.

Im Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus gibt es im Referat 21 „Allgemeine Kulturangelegenheiten, Sorben, Erinnerungskultur“ einen Beauftragten für Angelegenheiten der Sorben, der gleichzeitig als Geschäftsstelle des Rates für sorbische Angelegenheiten fungiert.[8]

Die Sächsische Staatsregierung hat 2012 den ersten und 2019 den zweiten Maßnahmenplan zur Ermutigung und zur Belebung des Gebrauchs der sorbischen Sprache beschlossen.[9] Die 21 Maßnahmen der 12 Ziele enthalten keine Themen aus den Bereichen der Digitalisierung.

Auf kommunaler Ebene gibt es mehrere, zum Teil ehrenamtliche, Beauftragte für Angelegenheiten der Sorben, z. B. in Bautzen[10], Hoyerswerda[11] und Königswartha[12]. Diese verstehen sich als Vertreter der Interessen der Sorben und ihrer Belange gegenüber der Verwaltung, den Gremien und Dritten sowie als Ansprechpartner für das gleichberechtigte Zusammenleben von Sorben und Deutschen. Eine Übersicht aller kommunalen Ansprechpartnerinnen und Ansprechparten wie im Land Brandburg, s. u., konnte für Sachsen nicht gefunden werden.

Land Brandenburg

Zum Landesbeauftragten für Angelegenheiten der Sorben/Wenden[13] ist der brandenburgische Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Tobias Dünow, bestellt. Zu ihm sowie zu seinem Referenten Měto Nowak gibt es enge Kontakte von sorbischen Einrichtungen.

Die Brandenburgische Landesregierung legte 2020 den Landesplan zur Stärkung der niedersorbischen Sprache vor. Mit diesem Landesplan werden 50 Maßnahmen in 6 Bereichen aufgezeigt. Einige der Maßnahmen betreffen die Bereiche der Digitalisierung:

  • 3.2.2 Einbeziehung von Informationen zur niedersorbischen Sprache in Internetangebote des Landes
  • 3.2.3 Einrichtung eines Informationsverteilers zu sorbischen/wendischen Aktivitäten der Landesregierung (E-Mail)
  • 3.4.5 Einsatz von sorbisch/wendisch-kompatibler Software/IT in öffentlichen Verwaltungen
  • 3.4.11 Ermutigung zur Verwendung sorbischer/wendischer Toponyme in Kartenwerken und Geoinformationssystemen
  • 3.4.13 Sorbisch/Wendisch im Öffentlichen Personennahverkehr und Fortschreibung des LNVP
  • 3.5.7 Unterstützung von Projekten zur Digitalisierung der niedersorbischen Sprache

Auch in Brandenburg gibt es kommunale Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für sorbische/ wendische Angelegenheiten.[14]

Der Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden (RASW)[15] des Landtages Brandenburg sichert die Mitwirkung sorbischer Vertreter bei der Gesetzgebung in Angelegenheiten der Sorben in Brandenburg.

In beiden Landtagen von Sachsen und Brandenburg sowie in den Landes-Ministerien sind vereinzelt Sorben tätig, z. B. in Sachsen Marko Schiemann (CDU) und Alojs Mikławšk (CDU).

Ein Organ der Stiftung für das sorbische Volk ist der Parlamentarische Beirat. Er unterstützt und berät den Stiftungsrat. Ihm gehören jeweils zwei Vertreter des Deutschen Bundestages, des Sächsischen Landtages und des Brandenburgischen Landtages an.[16]

Bundesebene

Im Jahr 2005 wurde für die nationalen Minderheiten in Deutschland das Minderheitensekretariat in Berlin eingerichtet.  Das Minderheitensekretariat dient als Verbindungsstelle der anerkannten Minderheiten zu den Bundesorganen Bundestag, Bundesregierung sowie Bundesrat. Seine Aufgabe dabei ist insbesondere die Beobachtung und Begleitung der parlamentarischen Arbeit des Bundes und seiner Ausschüsse mit Blick auf minderheitenpolitische Belange und Problemstellungen.[17]

Aktuelle und ehemalige sorbische Bundestagsabgeordnete haben oft noch gute Kontakte sowohl zu politischen Vertretern als auch den Technologie-Konzernen. Diese Kontakte können sie ausbauen und pflegen sowie hinsichtlich der sorbischen Interessen bzgl. der Digitalisierung sensibilisieren.

Europaebene

Der sorbische Dachverband Domowina ist seit 1990 Mitglied in der FUEN (Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen (FUEV, engl.: Federal Union of European Nationalities, FUEN). FUEN ist eine unabhängige Dachvereinigung von Organisationen nationaler Minderheiten Europas mit derzeit etwa 90 Mitgliedsorganisationen.

Die Organisation Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV), auch unter dem englischen Namen Youth of European Nationalities (YEN) bekannt, setzt sich ebenfalls für die Belange der Minderheiten in Europa ein, mit einem besonderen Fokus auf junge Menschen. Gemeinsam mit ihren Mitgliedsorganisationen strebt die JEV ein dynamisches, multikulturelles und vor allem vielsprachiges Europa an. Die JEV ist das größte Netzwerk von Jugendorganisationen der autochthonen und nationalen Minderheiten in Europa. Sie vertritt die Interessen von jungen Angehörigen nationaler, ethnischer und sprachlicher Minderheiten. Momentan sind in der JEV 42 Mitgliedsorganisationen aus 19 Ländern vertreten.

Der sorbische Jugendverein PAWK ist Mitglied in der JEV und vertritt somit die Sorben über die JEV in Europa.

Zukünftige Maßnahmen und Projekte bzgl. polit. Unterstützung und Lobbyarbeit

Die folgenden Maßnahmen ergeben sich aus der Ist-Analyse. Sie werden in Abschnitt 13.2 beschrieben.

Sub-Thema Nr. Maßnahme Zielstellung
Allgemein 2.1_1 Regelmäßige Information der Kontakte in Politik und Wirtschaft Alle Ansprechpartner der Digital-Konzerne und in der Politik werden regelmäßig über aktuelle Entwicklungen und Belange der sorbischen digitalen Welt informiert.
Politik 2.1_2 Kontakte zum Freistaat Sachsen ausbauen und etablieren (HSB) Vertreter der Sorben haben konkrete Ansprechpartner auf Landesebene. Die Ansprechpartner werden regelmäßig über aktuelle Entwicklungen und Belange der sorbischen digitalen Welt informiert.
Politik 2.1_3 Kontakte zum Land Brandenburg ausbauen und etablieren (DSB) Vertreter der Sorben haben konkrete Ansprechpartner auf Landesebene. Die Ansprechpartner werden regelmäßig über aktuelle Entwicklungen und Belange der sorbischen digitalen Welt informiert.
Politik 2.1_4 Kontakte zur Bundesebene ausbauen und etablieren Vertreter der Sorben haben konkrete Ansprechpartner auf Bundesebene. Die Ansprechpartner werden regelmäßig über aktuelle Entwicklungen und Belange der sorbischen digitalen Welt informiert.
Politik 2.1_5 Kontakte zur Europaebene aufbauen und etablieren Vertreter der Sorben haben konkrete Ansprechpartner auf Europaebene. Die Ansprechpartner werden regelmäßig über aktuelle Entwicklungen und Belange der sorbischen digitalen Welt informiert.
Konzerne 2.1_6 Kontakte zu Microsoft ausbauen und etablieren Vertreter der Sorben haben konkrete Ansprechpartner bei Microsoft-Deutschland. Die Ansprechpartner der Unternehmen sind kontaktiert, ihnen sind die Belange der Sorben bekannt.
Konzerne 2.1_7 Kontakte zu Google aufbauen und etablieren Vertreter der Sorben haben konkrete Ansprechpartner bei Google-Deutschland. Die Ansprechpartner der Unternehmen sind kontaktiert, ihnen sind die Belange der Sorben bekannt.
Konzerne 2.1_8 Kontakte zum Facebook-Konzern ausbauen und etablieren Vertreter der Sorben haben konkrete Ansprechpartner bei Facebook-Deutschland. Die Ansprechpartner der Unternehmen sind kontaktiert, ihnen sind die Belange der Sorben bekannt.
Konzerne 2.1_9 Kontakte zu Apple aufbauen und etablieren Vertreter der Sorben haben konkrete Ansprechpartner bei Apple-Deutschland. Die Ansprechpartner der Unternehmen sind kontaktiert, ihnen sind die Belange der Sorben bekannt.
Konzerne 2.1_10 Kontakte zu Amazon aufbauen und etablieren Vertreter der Sorben haben konkrete Ansprechpartner bei Amazon-Deutschland. Die Ansprechpartner der Unternehmen sind kontaktiert, ihnen sind die Belange der Sorben bekannt.




  1. vgl. https://books.google.de/books?id=H6igBwAAQBAJ&lpg=PA119&ots=te5nXuXtpR&dq=stakeholder%20einfluss%20auf%20unternehmen&lr&hl=de&pg=PA2#v=onepage&q=instrumentelle%20sicht&f=false
  2. vgl. https://www.googlewatchblog.de/2016/02/13-neue-sprachen-google-translate-uebersetzt-jetzt-zwischen-mehr-als-100-sprachen/
  3. vgl. https://translate.google.com/about/contribute/ und https://translate.google.com/community; siehe auch https://support.google.com/translate/thread/1647303?hl=en
  4. vgl. https://www.landtag.sachsen.de/dokumente/SLT_FB_Sorben_2019_Web.pdf
  5. vgl. https://www.egovernment.sachsen.de/das-saechsische-e-government-gesetz.html, insb. § 10 und § 19
  6. vgl. https://bravors.brandenburg.de/gesetze/bbgegovg#10
  7. vgl. https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/staatsministerin-fuer-digitalisierung
  8. vgl. https://www.smwk.sachsen.de/download/O_100_1109.pdf
  9. vgl. https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/34403
  10. vgl. https://www.landkreis-bautzen.de/landratsamt/organisation/159
  11. vgl. https://www.hoyerswerda.de/rathaus/verwaltung/geschaeftsverteilung/stabsstellen-privat/beauftragte-fuer-sorbische-angelegenheiten/
  12. vgl. https://www.saechsische.de/sorbenbeauftragte-und-feuerwehrfrau-5085305.html
  13. vgl. https://mwfk.brandenburg.de/mwfk/de/kultur/sorben-wenden/~mais2redc121193de
  14. vgl. https://mwfk.brandenburg.de/mwfk/de/kultur/sorben-wenden/~mais2redc121204de
  15. https://www.landtag.brandenburg.de/de/rat_fuer_angelegenheiten_der_sorben/wenden_(rasw)/396498
  16. vgl. https://stiftung.sorben.com/deutsch/stiftung/struktur/ sowie https://www.landtag.sachsen.de/de/landtag/gremien/gremium/245
  17. vgl. https://www.minderheitensekretariat.de/minderheitensekretariat/taetigkeit